Verchovyna ist ein verschlafenes Huzulendorf in den ukrainischen Karpaten. Vor dem Krieg lebten dort mehr als 1000 Juden, was ungefähr 40 Prozent aller Einwohner ausmachte. Heute leben keine jüdischen Menschen mehr in Verchovyna, die letzte Jüdin ist 2012 gestorben - nur noch der jüdische Friedhof erinnert an das ehemalige Jüdische Leben.
Das Krankenhauses von Verchovyna befindet sich in einem über 100-jähriges Haus das einst von einer jüdischen Familie bewohnt wurde. Das Haus glich eher einer unbewohnten Ruine, die Fassade wies Risse und Löcher auf, in den Fenstern fehlte oftmals das Glas, die Haustüre und das Dach waren kaputt. Auch die sanitären Anlagen waren defekt - behelfsmässige Toiletten befanden sich in der Wiese vor dem Spital. Da die Wasserleitung seit Jahren unterbrochen waren, floss auch im Baderaum kein Wasser mehr - das Wasser musste in Kübeln von weit hergeholt und in den Zimmern in Waschbecken gefüllt werden. Keine funktionierende Heizung war mehr vorhanden, um die Patienten im kalten «Karpatenwinter» etwas zu wärmen und es fehlte an Medikamenten und zeitgemässen medizinischen Geräten.
Als Mitarbeiter von Lifeline 2002 bei einem Besuch in Verchovyna das Bezirksspital besuchten, waren sie über dessen Zustand schockiert und beschlossen, dass man dem Spital, vor allem aber den Patienten dringend helfen muss, um ihnen einen menschenwürdigen Aufenthalt im Spital zu ermöglichen.
Obwohl uns anfänglich seitens der Behörde zu unserer Idee der kompletten Renovation des Gebäudes ein klares «Njet» entgegengebracht wurde, erlaubte man uns schliesslich doch nach einigen «feuchten» Verhandlungen, unser Projekt durchzuführen.
Unter kundiger Schweizer Projektleitung arbeiteten zwanzig Schüler und Studenten aus der Schweiz im Sommers 2003 als Hobbymaurer, Schreiner, Spengler und Elektriker während fünf Wochen in Verchovyna, lebten bei einheimischen Bauern und lernten zugleich das Leben in den Karpaten und die ukrainische Sprache kennen. An den Renovationsarbeiten wurden auch Jugendliche aus dem Dorf beteiligt, welche während dieser Arbeit viel lernten und bald auch Freundschaft mit den Schweizern schlossen.
Das Projekt, welches mit rund CHF 50'000 budgetiert wurde, konnte durch grosszügige Spenden von Freunden und Stiftungen finanziert werden. Das Resultat unserer Gebäuderenovierung war grossartig und wurde in vielen ukrainischen Medien mit grossem Dank an die Schweizer beschrieben.
Nun verfügt das Krankenhaus über eine Heizung, Toiletten, Baderäume mit heissem Wasser, weisse Wände und dichte Fenster sowie über einen hübschen Aufenthaltsraum für die Patienten.